Virtuelle Communities: Systematiserung virtueller Communities und Entwicklung eines Vorgehensmodells zur Realiserung von virtuellen Communities ; Diplomarbeit
In: Wirtschaft
Virtuelle Communities können als neue und erfolgversprechende Geschäftsidee bezeichnet werden. Sie schöpfen Vorteile bisheriger Web-Technologien aus und bieten neue, interaktive Kommunikationsmöglichkeiten für Unternehmen und Privatpersonen. Eine virtuelle Community zu einem bestimmten Thema ist der Marktplatz für alle interessierten Menschen. Eine eigene Homepage, ein kurzes Chatgespräch mit einem Teilnehmer von der anderen Seite des Erdballs oder auch das Abfragen eingegangener E-Mails kann als Service genutzt werden. Kunden besitzen große Verhandlungsmacht und einen verbesserten Zugang zu Informationen. Die Mitglieder werden aktiv in den Gemeinschaftsprozeß einbezogen und erhalten die Gelegenheit, eigene Inhalte zu erstellen und diese zu publizieren. Aber nicht nur für Privatpersonen, sondern besonders für innovative Unternehmen bieten virtuelle Communities neue Wege der Kommunikation – einen Ausstellungsraum zu niedrigen Kosten, weltweit sofort erreichbar und das 24 Stunden am Tag. Das Webangebot wird aufgewertet und die Kundenbindung verstärkt. Die Anbieter finden potentielle Kunden mit hoher Kaufbereitschaft vor. Produkte und Werbung sprechen die Kunden direkt und individuell an. Der Zwischenhandel wird ausgeschaltet. Es existieren unterschiedliche Alternativen für den Betreiber, Gewinne zu realisieren. Mitglieder-, Benutzungs- und Teilnahmegebühren fallen für das Mitglied an, wenn es generell an der Gemeinschaft teilnehmen, Informationen abrufen und bestimmte Servicedienste in Anspruch nehmen möchte. Allgemein werden Erträge aber über Transaktions- und Werbeeinnahmen erzielt. Virtuelle Communities lassen sich in zwei Gruppen einteilen – die geschäfts- (vertikale, funktionale, geographische Communities und Communities für bestimmte Unternehmensgruppen) und die verbraucherorientierten (demographische, geographische und themenspezifische) Gemeinschaften. Jede von ihnen weist ein unterschiedliches Wachstumspotential auf. Wichtig für die weitere Entwicklung ist die Aufspaltung in Subgemeinschaften. Verbraucherorientierte Communities begünstigen diese Bildung. Zudem sollten sich die Gemeinschaften so weit entwickeln, daß sie mit ihrem eigentlichen Interessengebiet nichts mehr gemein haben. Dieser Aspekt gilt sowohl für die Business-to-business- als auch für die Business-to-consumer-Communities. Der Vergleich der unterschiedlichen Community-Arten zeigt, daß sie sich hinsichtlich der Zielgruppe und der angebotenen Produkte bzw. Dienstleistungen unterscheiden. Ansonsten kann festgestellt werden, daß die Ziele der Gemeinschaften hauptsächlich in der Erfüllung der Informationsbeschaffung, der Bereitstellung von Kommunikationsmöglichkeiten und der Abwicklung elektronischer Geschäfte liegen. Eine Vielzahl weist die gleichen Merkmale bzgl. Aufbau (Chaträume, Diskussionsforen, Einkaufsgelegenheiten) und Service (Recherchedienste, Veröffentlichung eigener Homepages, kostenlose E-Mail-Adressen, Ansprechpartner) auf. Das Konzept zur Realisierung einer virtuellen Gemeinschaft deutet darauf hin, daß es zu Anfang wichtig ist, die Zielgruppe sorgfältig und unter Einbezug der Kriterien Zielgruppengröße und Breite des Interesses auszuwählen. Ein wichtiger Aspekt für den Organisator ist es, die Gemeinschaftsziele zu definieren. Bestimmte Dienstleistungen sollten in jeder Community vorhanden sein, um den Erfolg zu garantieren. Die Phase der Mitgliederakquisition zeigt Möglichkeiten, wie das Interesse der Mitglieder für die Gemeinschaft geweckt wird. In der zweiten Phase werden die Mitglieder aufgefordert sich aktiv am Gemeinschaftsleben zu beteiligen. Auch hierfür stehen verschiedene Alternativen bereit. Die Mitgliederbindung soll Menschen dazu veranlassen, dauerhaft der Community beizutreten. Von großer Bedeutung sind auch die Fragen, welche Art von Erträgen erzielt werden sollen und welche Kosten beim Aufbau entstehen. Organisatorische Dinge, wie z. B. Personaleinsatz und die Bereitstellung der benötigten Technologien müssen seitens des Organisators sorgfältig durchdacht werden. Für die Zukunft läßt sich sagen, daß virtuelle Communities die Märkte neu definieren. Sie verlagern die Verhandlungsmacht vom Anbieter auf den Kunden. Die Nachfrage wird steigen, da die Kosten durch Gemeinschaften gesenkt werden. Zudem ergibt sich die Gelegenheit, internationale Märkte zu betreten. Viele Menschen mit gleichen Interessen konzentrieren sich innerhalb einer Gemeinschaft und machen es Anbietern und Inserenten leicht, sie zu erreichen. Unternehmen kooperieren branchenübergreifend. Communities bedrohen Einzel-, Großhändler und Vertreter. Die Organisatoren übernehmen die Vermittlerrolle. Für große Unternehmen stellen sie eine Gefahr dar, falls sie in der Lage sind, einen großen Teil des Kundenstammes abzuwerben. Auch für kleine Unternehmen besteht die Chance, in das Geschäft einzusteigen, da die Anfangsinvestitionen gering sind. Nach angemessener Zeit kann die Investition zu hohen Erträgen führen. Als Nachfolger der virtuellen Communities werden die Portale, wie z. B. Yahoo, Excite oder AOL, gehandelt. Sie bieten ein breites Spektrum an Diensten (Suchmaschinen, E-Mail, Homebanking) an. Eine breite Masse von Nutzern soll überzeugt werden, diese Portale als Einstiegsseite in das Internet zu nutzen und sich auf diese Weise zu binden. Die hohe Reichweite wird die Zunahme von Werbeeinnahmen ermöglichen.